Abgelenkt oder ausgenutzt?
„Kannst mal eben schnell?“ Oft reagiere ich auf genau diesen Satz. Ich lasse mich ablenken von anderen, unterbreche meine Tätigkeit und mache etwas anderes. Egal ob es sich um Arbeit handelt oder um eine wunderschöne Freizeitaktivität, ich höre auf, mache etwas anderes und muss dann wieder neu anfangen.
Das passt schon noch, das geht doch schnell, ganz kurz nur. Immer wieder benutzen wir diese Sätze oder reagieren darauf. Wenn andere sie mit einer Bitte verbinden, dann fällt es richtig schwer „Nein“ zu sagen.
„Kannst du mir noch kurz helfen?“ Fünf Stunden später fällst du unzufrieden und kraftlos auf dein Sofa und hast nichts von deinen Sachen gemacht.
Jeder von uns nutzt diese Sätze. Jeder von uns möchte damit in der Regel nur ausdrücken, dass die Störung, nicht lange dauert, der Aufwand nicht so groß ist. Kaum jemand benutzt diese Wörter, um andere auszunutzen. Trotzdem ist mir neulich der Gedanke gekommen, dass wir diese Sätze teilweise zu unüberlegt benutzen. Wir achten nicht mehr wirklich darauf ob unser Gegenüber gerade beschäftigt ist. Wir setzen unser Ziel im Wert höher ein als die aktuelle Tätigkeit des anderen. Manchmal warten wir nicht darauf ob derjenige uns zuwendet, sondern reden direkt weiter. (Es dauert ja nicht lange). Ganz schön respektlos oder? In mir lösen diese Gedanken den Wunsch aus mich zu entschuldigen. Bei sehr vielen Menschen, die ich mitten in einer Tätigkeit gestört habe, ohne vorher zumindest kurz nachzudenken, ob mein Anliegen wirklich so wichtig ist.
Ich denke, dass viele solcher Situationen entstehen, weil wir dem Lauf der Zeit unterliegen. Wir müssen alles schnell erledigen, haben oftmals Zeitdruck, zu viele Aufgaben, sind von anderen abhängig und können alleine keine Entscheidungen treffen oder haben Angst in den Augen anderer nicht gut dazustehen. Tätigkeiten, die der Entspannung dienen stehen im gesellschaftlichen Wert unter der Arbeit. Wenn wir also gerade ein Buch lesen, ist es völlig okay dabei zu stören. Das ist ja nicht SO wichtig. Essen, Sport, spazieren gehen, Hausarbeit. Das geht doch alles auch nebenbei. Da stört man doch nicht?
Natürlich sind wir selbst dafür verantwortlich uns abzugrenzen, Nein zu sagen und so diesen Ablenkungen keinen Raum zu geben. Fakt ist aber auch, dass das gar nicht so einfach ist. Denn wir kennen ALLE diese Situation, wo wir schnell eine Antwort, eine Reaktion, tatkräftige Hilfe oder etwas anderes brauchen. Also …sagen wir doch nicht einfach NEIN. Dann verlieren wir nämlich das Anrecht auf die entsprechende Unterstützung wenn wir sie brauchen. Was für eine blöde Falle.
Zusätzlich – wir haben ja inzwischen klar, man darf gar nicht wirklich NEIN sagen…dann ist man sehr irritiert, wenn es doch jemand tut. „Was für ein Egoist. Der/Die braucht mich nicht mehr fragen wenn er/sie mal was will!“
Mich würde es sehr interessieren wie ihr mit diesen Dingen umgeht. Habt ihr einen Ausweg aus der moralischen Falle? Ich persönlich werde versuchen in Zukunft einfach mehr auf die Menschen in meinem Umfeld zu achten. Ich möchte versuchen mir und den anderen mehr Zeit zu lassen. „Hast du heute bitte noch Zeit für mich? Dauert etwa eine Stunde.“ Ich werde mich bemühen die Tätigkeiten der anderen mehr zu würdigen, indem ich mich für die Unterbrechung entschuldige. Ich werde deutlicher dafür sorgen, dass andere mich nicht unterbrechen können. Handy ausschalten, vorher absprechen wie lange ich ungestört sein möchte. Mir verzeihen wenn ich in eine der vielen Fallen trete, die dieses Thema zu bieten hat.
Ich hoffe du hast die Momente im KreadankenCafe genossen. Hinterlass mir gerne einen Kommentar oder besuche mich in meinem Shop. Einfach hier klicken und wundervolle Dinge finden. Ich freue mich auf dich.
Liebe Grüße Oda
Dieser Beitrag enthält Eigenwerbung oder unbeauftragte Werbung wegen Verlinkung und/oder Namensnennung.
4 Kommentare
Angie
Liebe Oda,
ich glaube, dass es ausreicht, wenn ich einfach „Danke“ dazu schreibe! …
oda
Wenn ich ehrlich bin, wusste ich nicht mehr genau welcher Artikel für heute geplant war und war am Montag sehr überrascht wie erstaunlich er gerade wieder in mein Leben passt. Wenn ich aber etwas schreibe, das auch für andere Menschen etwas Sinn macht, freut es mich um so mehr. Danke für die Rückmeldung. LG Oda
Nina
Sehr schöner Beitrag, Oda! Man muss auf beiden Seiten auf sich und andere achten. Das Handy mache ich auch öfter – aber noch nicht oft genug – aus. Außerdem habe ich mir vorgenommen, auch Freizeit, Einkaufen oder Zeit für Unisachen im Kalender zu blockieren. Da kann ich dann einfach nicht, falls jemand nach einem Termin fragt 🙂
oda
Liebe Nina – das ist eine sehr gute Idee. Nur nicht vergessen dann auch in den Kalender zu schauen, das passiert mir immer noch sehr oft.